Überwachung von Cyber-Trends gewinnt beim Cyber-Defence Campus an Bedeutung
Digitale Technologien bieten für die Schweiz grosse Potenziale, es ist jedoch zentral zu verstehen, welche Chancen und Risiken sowie welche Abhängigkeiten bei deren Nutzung entstehen. Eines der Ziele der Strategie Cyber VBS ist es, technisch möglichst autonom zu sein. Dazu wurde im 2023 im Rahmen der nationalen Cyberstrategie NCS beim Cyber-Defence Campus die Kompetenz im Bereich der Überwachung von Cyber-Trends verstärkt. Neu widmet sich ein ganzes Team ausschliesslich mit dem Monitoring von für die Schweiz relevanten digitalen Technologien mit Fokus auf den Cyber-Bereich.
Ein angemessenes Mass an technischer Autonomie erreichen ist eines der sechs Ziele der Strategie Cyber VBS (2021-2024). «Für die Schweiz ist es von grosser Bedeutung zu verstehen, wie gross die Abhängigkeit von digitalen Technologien ist, wie sie sich entwickelt und welche Risiken sie mit sich bringt. Weil sich digitale Technologien dynamisch entwickeln, ist dabei wichtig, neue Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und deren Auswirkungen auf die Sicherheit zu verstehen». So steht es in der neuen nationale Cyberstrategie NCS geschrieben, welche im April 2023 durch den Bundesrat verabschiedet wurde. Das nationale Technologie Monitoring in Bezug auf die Cybersicherheit führt dabei der Cyber-Defence Campus von armasuisse Wissenschaft und Technologie (W+T) in enger Zusammenarbeit mit dem nationalen Zentrum für Cybersicherheit (NCSC), den Hochschulen und der Wirtschaft durch.
Stärkung der Kompetenzen im Bereich Technologie Monitoring
Um die Kompetenzen im Bereich der Überwachung zu Cyber-Trends, auch Technologie Monitoring genannt, zu stärken, hat der Cyber-Defence Campus in 2023 ein neues Team gebildet. Dieses wird von Dr. Alain Mermoud geleitet und beschäftigt sich ausschliesslich mit der Analyse von Trends, Risiken und Abhängigkeiten von digitalen Technologien. Dies wird immer wichtiger, denn in der heutigen digitalen Welt entwickeln sich Cyber-Bedrohungen, die sich die neuesten digitalen Technologien zunutze machen, schneller als je zuvor. Es ist eine Herausforderung, bei der Erkennung dieser Bedrohungen und der Bewertung ihrer möglichen Auswirkungen auf dem Laufenden zu bleiben.
Das Team besteht nun aus folgenden Mitarbeitenden: Dr. Julian Jang-Jaccard, vormals Professorin und Leiterin des Cybersecurity Lab an der Massey University in Neuseeland, stiess im Oktober 2023 zum Cyber-Defence Campus. Zudem kam Valentin Mulder Mitte 2023 nach einem zuvor beim CYD Campus abgeschlossenem Hochschulpraktikum als Vollzeitmitarbeiter zum Technologie Monitoring-Team. Im Februar 2024 wird Perceval Faramaz, ebenfalls ein ehemaliger Hochschulpraktikant vom CYD Campus, die internationalen Entwicklungen und das sogenannte Scouting verfolgen. Ebenfalls wird das Team von zahlreichen Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, Hochschulpraktikantinnen und -praktikanten, Fellows sowie Studierenden von verschiedenen Hochschulen unterstützt.
In der letzten NCS für die Jahre 2018 bis 2022 wurde die Bedeutung der «Früherkennung von Trends und Technologien und Wissensaufbau» hervorgehoben. Um dem gerecht zu werden, richtet das Technologie Monitoring-Team seine Anstrengungen auch an der Cyber-Strategie VBS aus und konzentriert sich insbesondere auf die wichtige Aufgabe «Trendbeobachtung und Unterstützung». Dies beinhaltet die Durchführung einer eingehenden Technologie- und Marktbeobachtung, das internationale Scouting von Start-ups und die Pflege eines Kooperationsnetzwerks. Das Team bewirtschaftet zudem eine Plattform für die Technologie- und Marktbeobachtung, die in Zusammenarbeit mit der Industrie und Partnern aus der akademischen Welt entwickelt und gepflegt wird.
Wissenschaftlicher und quantitativer Ansatz
Traditionelles Technologie Monitoring stützt sich sehr stark auf manuelle und qualitative Methoden. Im Gegensatz dazu nutzt das Team die neuesten Fortschritte in Big Data und künstlicher Intelligenz, um nicht nur einen stärker quantitativen Ansatz zu ermöglichen, sondern auch prädiktive Verfahren zu integrieren und so die Technologiebeobachtung zu verbessern. Der Ansatz basiert auf Open Data und stringenten wissenschaftlichen Methoden.
Das Technologie Monitoring-Team des Cyber-Defence Campus liefert verschiedensten Sicherheitsorganisationen in der Schweiz, wie der Schweizer Armee, dem Kommando Cyber (aktuell noch Führungsunterstützungsbasis FUB) und dem Nationalem Zentrum für Cybersicherheit NCSC (zukünftig Bundesamt für Cybersicherheit BACS) technologische Frühaufklärung und umsetzbare Empfehlungen.
Verschlüsselungstechnologien, generative künstliche Intelligenz und Quantum Computing
In 2023 hat das Team auf drei wichtige Technologietrends seinen Fokus gesetzt: Verschlüsselungstechnologien, generative künstliche Intelligenz und Quantum Computing. Eine durch das Technologie Montoring-Team durchgeführte Studie liefert einen Überblick über die Entwicklungen, den gegenwärtigen Stand der Technik und die Cyber-Defence-Implikationen generativer Sprachmodelle, sogenannter Large Language Models (LLM).
Eine vor kurzem veröffentlichte Studie zu LLMs entstand in Zusammenarbeit mit Effixis SA, der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), der HEC Lausanne (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Lausanne) sowie der HES-SO Valais-Wallis (Hochschule für Technik und Kunst der Westschweiz) und liefert der Industrie, der öffentlichen Verwaltung und der Wissenschaft in der Schweiz einen detaillierten Einblick in die Entwicklung und die Risiken von LLM.
Ein Buch über Trends bei 38 Verschlüsselungstechnologien und Technologien zum Schutz von Daten ist in Zusammenarbeit mit über 50 vorwiegend Schweizerischen Expertinnen und Experten aus den Hochschulen und der Industrie dieses Jahr erschienen.
Das Monitoring über Quantum Technologien erfolgt laufend.